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Fortbildung

Der Fondskongress 2022 - Wir waren dabei

Nach einem Jahr Corona-bedingter Pause öffneten sich am 6. und 7. April die Tore des Messe & Congress Centers Wien für den 23. FONDS professionell KONGRESS, der die größte und wichtigste Veranstaltung der heimischen Investmentbranche ist.

3 min
8.4.2022

Trotz mancher Unsicherheiten im Vorfeld ließen wir uns und fast 2.000 andere Anlageberater, Vermögensberater und Investmentexperten diese Möglichkeit nicht entgehen, um wieder viele angesehene Persönlichkeiten, Vertreter wichtiger Fonds- und Anlageanbieter, anerkannte Fondsmanager und Kapitalmarktstrategen aus dem In- und Ausland persönlich an diesen zwei Tagen unter einem Dach zu treffen und uns mit ihnen auszutauschen. Auch die Fortbildung ist ein wesentlicher Aspekt dieser Veranstaltung.

Für uns standen daher primär der Besuch von mehr als 20 Fachvorträgen, die unzählige Informationen aus erster Hand, der Austausch mit Kollegen, das Knüpfen neuer Kontakte am Programm. Besonders wichtig waren in diesem Jahr das Verfolgen der Diskussionen und Vorträge der besten Wirtschaftsexperten und Fondsmanager über die aktuelle Situation an den Märkten sowie die Entwicklungen für die Zukunft. Angeregt registrierten wir die Präsentationen der neuen Ideen und Möglichkeiten, denn diese sind durch nichts zu ersetzen.

Wir haben eindeutig eine Stagflation

Hans-Werner Sinn, der emeritierte Präsident des Münchner ifo Instituts, erfüllte im Eröffnungsvortrag von Beginn weg die angekündigte Zuschreibung: Ein Ökonom, der sich nicht scheut, Unbequemes auszusprechen. Das Fachpublikum stimmte er darauf ein, dass die hohe Inflation von 7 Prozent, die wir momentan spüren, noch nicht das Ende der Fahnenstange ist. Und, dass sich die Wirtschaft aufgrund von Angebotsschocks in einer veritablen Klemme befindet: Stagflation, die dazu führt, dass die Nachfrage durch die aktuellen Lieferengpässe und dem folgenden Materialmangel nicht abgedeckt werden kann. Die Unternehmen müssen daher die Produktion drosseln. Das Wirtschaftswachstum sinkt, gleichzeitig steigt aber die Teuerung. Die Lieferengpässe, die die Produzenten momentan bei Chips, Holz, Stahl oder anderen produktionsrelevanten Rohstoffen sehen, sorgen für historische Rekordwerte beim Ifo-Knappheitsindex für das verarbeitende Gewerbe: "Die Firmen sagen, die Auftragsbücher sind voll, aber sie bekommen keinen Nachschub", so Sinn.

Weiters kritisierte Sinn scharf die EZB, die mit dem Kauf von Staatspapieren den Pfad ihres auf Preisstabilität ausgerichteten Mandates verlassen habe und damit zur Inflation beitrage. Es sei nicht die reine Erhöhung der Geldmenge, die inflationär wirke, sondern die durch die EZB-Maßnahmen geförderte Verschuldung der Staaten, die wiederum die Inflation befeuere. Und die Verschuldung steigt weiter: Zum Beispiel erhöhen die europäischen Staaten aktuell massiv die Ausgaben agesichts der aktuellen Lage. "Hier wird viel Inflation erzeugt und jede Verschuldung wirkt inflationär", so Sinn.

Sagen Sie uns, wie wir reich werden

Am zweiten Kongresstag stellten sich wieder Topexperten der Finanzbranche der Diskussion und den Fragen von ZIB-2-Anchorman Armin Wolf. Dabei spielte besonders die hohe Inflation sowie die Fragen zur aktuellen Anlagestategie eine zentrale Rolle. Dem angeregten Gedankenaustausch stellten sich der DWS-Top-Fondsmanager Klaus Kaldemorgen, Dr. Ulrich Kaffarnik, Vorstand von DJE Kapital und Philipp Vorndran, als Kapitalmarktstratege bei Flossbach von Storch. Neu dabei war Silvia Richter, Leiterin des Wiener Standortes der Zürcher Kantonalbank Österreich.

Philipp Vorndran präsentierte weniger gute Nachrichten: Er erwartet zwar, dass die durch die Pandemie hervorgerufene temporäre Inflation von gut sieben Prozent zwei Jahre andauern wird. Doch wegen mittel- und langfristiger Inflationstreiber wie der Dekarbonisierung, Deglobalisierung und Demographie rechnet er mit dauerhaften Inflationsraten von drei bis vier Prozent. Dieser Aussage stimmte auch DJE-Vorstandsmitglied Ulrich Kaffarnik zu.

Die goldenen Jahre sind vorbei

"Soll man als nüchtern kalkulierender Anleger gerade jetzt auch in Sektoren investieren, die vom Krieg profitieren", wollte Wolf wissen. Dem widersprachen die Diskussionsteilnehmer vehement: Kaldemorgen zählte für Wolf etliche Alternativen zu seiner Idee auf, etwa Aktien globaler zu diversifizieren. Kaffarnik wiederum erinnerte daran, Technologiewerte nicht aus den Augen zu verlieren, auch wenn es hier große Unterschiede gebe. Richter betonte wiederum, dass die letzten zehn goldenen Jahre nun vorbei seien. Sie sei aber Optimistin und verstehe die Krise als Chance. "Vielleicht ist die aktuelle Krise ja auch der Anstoß für neue Innovationen im Bereich Nachhaltigkeit."

"Wozu brauche ich Sie vier eigentlich?"

Richter´s Rat lautete: "Fangen Sie an zu investieren, bleiben Sie Ihrer Strategie treu und gehen Sie in Aktien." Wolf wollte wissen: "Wozu brauche ich Sie vier eigentlich?" "Für Ihr Risikomanagement", bestätigte Dr. Kaffarnik. "Und für Ihre Portfoliostruktur", ergänzte Richter. "Ist die immer besser als ein ETF? Und Ob ETFs da nicht günstiger seien?", fragte Wolf. Das sei kaum möglich, so Richter: "Aber kaufen Sie, Herr Wolf, wir sprechen uns dann in drei Jahren." Kaldemorgen klärte auf, dass ein ETF per se nicht schlecht sei, aber dieser die dringend notwendige Diversifikation überhaupte nicht erfülle. ETFs eignen sich nur noch bedingt für ihren eigentlichen Zweck, Kapital breit gestreut anzulegen."In den ersten 7 Positionen halten oft die selben bekannten Anbieter das investierte Kapital.

Die Geldanlage ist eine unendliche Aufgabe

Die Wahl geeigneter Assets sei daher eine, die ewig dauere: „Unser Ziel ist es, mit unserer Geldanlage dessen Wert real zu erhalten und vielleicht etwas darüber." Für Philipp Vorndran, Kapitalmarktstratege bei Flossbach von Storch, bedeutet das: Anleger sollten sich auf steigende Verbraucherpreis von in der Spitze bis zu acht Prozent einstellen – und das langfristig. Für Vorndran wird es deshalb allerhöchste Zeit, die Portfolios entsprechend umzustellen: Während bislang eine Allokation von rund 50 Prozent Aktien, ein Drittel Anleihen und bis zehn Prozent Gold sowie Cash als gute Diversifikation galt, sieht Vorndran einen neue Asset-Mix als weitaus sinnvoller: 80 Prozent Aktien und jeweils zehn Prozent Gold sowie Cash. Anleihen bringen keinen Ertrag mehr, daher kommen sie jetzt überhaupt nicht mehr vor.

In diesem Jahr gab es zum Ausklang des ersten Kongresstages eine stimmungsvolle Premiere: erstmals verwöhnte FONDS professionell am ersten Abend alle Kongressteilnehmer mit kühlen Getränken und köstlichen Schmankerln im gesamten Ausstellerbereich des Congress Centers. Zusätzlich luden vielen Aussteller zu eigenen unterschiedlichsten Verkostungen und kulinarischen Leckerbissen direkt an den Messeständen.

„Die Geldanlage ist eine unendliche Aufgabe“, das sehen wir genau so. „Und sie macht viel Spaß und Freude, da sind wir uns einig!“ Mit vielen Anregungen und Unterlagen beladen haben wir die zwei Kongresstage mit Bravour absolviert und dabei viele neue Erkenntnisse und Möglichkeiten eingesammelt, die in den nächsten Tagen und Wochen entsprechend durchgearbeitet und aufbereitet werden.

Die vielen Rundgänge an den zwei Tagen durch den Ausstellerbereich und die Vortragssäle ließ keinen Zweifel daran: Der 23. FONDS professionell KONGRESS war für uns ein voller Erfolg! Und davon profitieren alle unsere Kunden.

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