Die Folgen des Krieges
Wladimir Putin lässt Krieg in der Ukraine führen. Die Börsen sind unter Druck. Die Energiepreise dagegen steigen rasant. Was das für unsere Anleger bedeutet.
Es fällt uns schwer, in diesen Tagen über sinnvolle Geldanlage zu schreiben. In Gedanken sind wir oft bei den Menschen in Kiew, Charkiw, Melitopol - in Mykolajiw oder Sumy. Auch wenn die unfassbaren Bilder, die uns täglich aus der Ukraine erreichen, eine andere Sprache sprechen: Wir hoffen sehr, dass schon bald wieder miteinander gesprochen, statt aufeinander geschossen wird.
Nichtsdestotrotz ist es unser Job, sich um das Vermögen unserer Kunden und Anleger zu kümmern, auch – oder gerade in Zeiten wie diesen. Denn die Unsicherheit ist groß, was auch gut nachvollziehbar ist. Viele Anleger fragen sich, ob es angesichts des Krieges im Osten Europas, der Energiepreiskrise und all den möglichen Folgen nicht besser wäre, sämtliche Aktien aus dem Depot zu werfen oder sie zumindest irgendwie abzusichern. Leider ist das viel leichter gesagt als getan, denn:
Absicherungen kosten immer Geld!
Absicherungsinstrumente sind meist teuer und schmälern deshalb langfristig die Rendite, einerseits. Andererseits hilft es dem Absichernden nicht, den richtigen Zeitpunkt des Absicherns zu erwischen. Dieser muss auch richtig liegen, wenn es darum geht, die Sicherungen wieder aufzulösen. Die Erfahrung lehrt, dass Teil zwei des Vorhabens der sehr viel schwierigere Part ist – und öfters als gewollt misslingt. So werden am Ende vor allem nur Kosten produziert.
Genauso ist es mit dem Ausstieg. Wer jetzt aussteigt, seine Aktienfonds verkauft, aus Angst, der Markt könne noch weiter zurückfallen und dabei hofft, später zu niedrigeren Kursen wieder einsteigen zu können, kann sich genauso irren. Und wer erst einmal raus ist und dabei vielleicht schon deutliche Kursverluste erlitten hat, findet nur selten den raschen Weg zurück.
Besonders da es neben den Unwägbarkeiten des Krieges noch ein weit gefährlicheres Risiko für Anleger gibt: die Inflation.
Es gibt keine Zinswende!
Das Inflationsrisiko wird durch den Krieg nicht kleiner, ganz im Gegenteil, sondern sogar noch größer. Zum einen, weil Russland als bedeutender Energielieferant ausfallen könnte und die Öl- und Gaspreise weiter steigen und damit die Inflationsrate in die Höhe treiben. Zum anderen, da der Versuch der Europäischen Zentralbank, ihre Zinspolitik zu normalisieren, gescheitert sein dürfte, noch ehe er begonnen hat.
Denn der Krieg bremst nicht nur das globale Wirtschaftswachstum, er lässt auch die (Staats)Schulden immer weiter steigen – nehmen wir den massiven Anstieg der Rüstungsausgaben in Deutschland als Beispiel. Die weltweiten Schulden können langfristig nur bezahlt werden, wenn die Zinsen tief bleiben. Weder das eine, eine spürbare Abkühlung der Weltwirtschaft, noch das andere, eine Überforderung der Schuldner, ist im Sinne der Notenbanken. Ihnen sind somit die Hände gebunden.
Die steigende Inflation lässt die Sparguthaben rasch schmelzen ...!
Steigende Inflation bei gleichbleibenden, im besten Falle leicht steigenden Nominalzinsen, also in Summe negative Realzinsen, lassen die Guthaben auf Ihren Sparkonten und Tagesgelder dahinschmelzen. Woche für Woche, Monat für Monat, Jahr für Jahr. Bisher hat es so etwas in der Geschichte Mitteleuropas noch nicht gegeben – negative Realzinsen. Immer wenn die Inflation in der Vergangenheit hoch war, waren die Zinsen höher. Heute und in Zukunft ist das anders.
Alle Anleger - auch Sie sollten sich darauf einstellen!
Wer sein Vermögen langfristig erhalten will, braucht deshalb mehr Sachwerte, nicht weniger!
Auch an dieser Einschätzung verändert der Krieg in der Ukraine nichts. Sie brauchen allen voran Aktien von guten Unternehmen, so schonungslos das in diesen Tagen für Sie auch klingen mag.
Keine gute Zeit, um Aktien zu verkaufen
Wir wollen nicht ausschließen, dass die Börsen in den kommenden Wochen und Monaten nochmals stärker zurückfallen werden. Dass die Nervosität an den Kapitalmärkten hoch bleibt. Kursschwankungen aushalten – das ist der Preis, den Anleger in einer Welt negativer Realrenditen zu zahlen bereit sein müssen, um langfristig auskömmliche Renditen erzielen zu können. Um Ihr Vermögen langfristig zu erhalten.
Jetzt ist jedenfalls nicht der richtige Zeitpunkt, um Aktien zu verkaufen. Besser wäre es, Aktien zu kaufen – wenn gute Unternehmen - zu Unrecht oder über Gebühr - an der Börse "abgestraft" werden. Das fällt vielen und vielleicht gerade Ihnen schwer, ich weiß. Aber anders geht es nicht!
Die Turbulenzen an den Börsen werden vorbeigehen, wie immer. Hoffen wir alle, dass auch dieser Krieg bald vorbei sein wird!